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Matratzen, Computer, Waschmaschinen – bei Lidl gibt es längst mehr als Lebensmittel zu kaufen. Seit Anfang März verkauft die Discounterkette nicht nur, sie verleiht sogar: 3500 Fahrräder in ganz Berlin. Lidl ist als Sponsor für die Deutsche-Bahn-Tochter Deutsche Bahn Connect in das Sharing-Geschäft eingestiegen.

Während in anderen deutschen Großstädten das Logo der Deutschen Bahn in knalligem Rot auf den Gepäckträgern prangt, steht auf den Leihrädern in der Bundeshauptstadt seit Kurzem in strahlendem Grün auf Silbermetallic „Lidl-Bike“. Discounterwerbung auf dem Rad statt auf der Einkaufstüte.

Gummibänder statt Gepäckträger

Das System ist simpel. Per „Lidl-Bike“-, „Call a bike“-App oder Anruf kann ein Rad nach Eingabe der am Rahmen verzeichneten Nummer ausgeliehen werden. Auf einem kleinen Touch-Bildschirm am Lenkrad muss dann nur der per App oder Telefon genannte Ausleihcode eingegeben und ein roter Knopf am Schloss angetippt werden. Schon ist das Rad fahrbereit. Kein Rausziehen von schweren Bolzen-Schlössern wie bei den DB-Vorgängerrädern.

Zudem sind die Räder glänzend neu – und wie bei jedem anderen Leihsystem auch löst der Anbieter Probleme wie löchrige Reifen oder kaputte Leuchten. Der Sattel lässt sich einfach auf die richtige Höhe einstellen, die Schaltung hakt nicht, und man kommt schnell voran. Einen Fahrradkorb gibt es zwar nicht, dafür aber zwei Gummibänder, mit denen man eine Tasche am Gepäckträger fixieren kann.

Der kleine Nachteil: In der Smartphone-App geistern hin und wieder noch Phantomfahrräder herum. Nicht überall, wo digital in Form eines grünen Fähnchens auf der Karte Berlins ein Rad angezeigt wird, steht auch wirklich eines. Manchmal ist das angezeigte Rad auch schon entliehen.

Nicht günstiger trotz Sponsoring

Hat man ein Fahrrad ergattert, lassen einen eindringliche Blicke spüren, dass man als Werbetafel mit dem Lidl-Logo durch Berlin radelt. Immerhin hat das leuchtende Grün Warnwesten-Qualitäten, sodass einen Autofahrer gut erkennen können.

Die Kosten des Angebots sind wie schon zu „Call a bike“-Zeiten recht gering – aber trotz Werbeplatz nicht geringer. Drei Euro werden als Grundgebühr pro Jahr berechnet, eine halbe Stunde auf dem Rad kostet einen Euro, maximal 15 Euro werden pro Tag berechnet. 

Für Bahncard-Kunden gibt es bei Abschluss eines Komfort-Tarifs von 49 Euro einen Rabatt von zehn Euro. Wer dieses Abo zahlt, der kann das Rad jeweils 30 Minuten kostenfrei nutzen. 

Nur auf die App ist Verlass

Die Räder können an einer der 353 in der App vermerkten Rückgabestellen abgegeben werden, sie müssen es anders als zuvor aber nicht. Wer „wild“ parkt, dem werden 50 Cent berechnet.

Der große Nachteil dieses Konzeptes: An einigen Radstationen sind selten Räder zu finden, denn die Abstellflächen sind fast nie markiert. Das heißt, wenn niemand sonst ein Fahrrad an diesem kostenfreien Rückgabeort abgestellt hat, ist er nur durch die App auszumachen. Verlassen kann man sich daher nicht darauf, dass an diesen Orten Leihräder stehen. 

Fazit: Die Räder sind einfach zu entleihen, fahren sich sehr gut, die Rückgabe dauert nur wenige Sekunden. Die Entleih-App allerdings hakt noch: Räder werden angezeigt, die überhaupt nicht da sind – oder entliehen. Und man muss sich darauf einlassen, dass man das Lidl-Image nachhaltig strampelt, während man durch Berlin radelt.

Dieser Text erschien zuerst bei Welt.de.

Bild: Lidl