Wie immer trifft mich dieser Sonntag völlig unvorbereitet. Genervt stehe ich vor meinem leeren Kühlschrank. Außer Milch ist hier nichts zu holen. Zwar strahlt die Sonne und ich könnte zum nächsten Bäcker schlurfen. Aber mein verkaterter Kopf mag sich noch nicht der Außenwelt stellen. Ich kann es ihm nicht verübeln.

Zum Glück gibt es mittlerweile Lieferdienste für (fast) alles. Auch für Frühstück. „Köln, bleib im Bett!“ wirbt EarlyTaste, ein Frühstückslieferdienst aus der Rhein-Metropole. Das klingt verlockend. Aus dem Zimmer meiner Mitbewohnerin kommt zustimmendes, verschlafenes Gemurmel. Also zurück ins Bett mit einer Tasse Kaffee und den Laptop aufgeklappt. Auf der Seite des Startups lässt sich auswählen, wo mein Bett steht: in Köln – wo ich wohne – oder in Düsseldorf. Woanders ist der Lieferdienst noch nicht unterwegs, Berlin soll aber bald folgen. Lieferungen für Büros auch.

Faulsein ist nicht günstig

Die Auswahl auf der Homepage ist nicht riesig, aber völlig ausreichend. Man kann bereits zusammengestellte Frühstücke bestellen. Es gibt sechs verschiedene Optionen, vom Klassiker mit Aufschnittplatten und Marmelade bis hin zum Kater-Frühstück mit Rührei und Bratwurst. Das klingt einfach, aber auch weniger spaßig. Deshalb scrolle ich zum Zusammenstellen die Seite runter. Hausgemachter Hummus und ein Joghurt mit Superfood tauchen auf.

Ich wähle aus: eine Käseplatte, ein Croissant, zwei normale Brötchen, ein Mehrkornbrötchen, einmal Butter, einmal Nutella, ein Joghurt, einmal Kräuterquark, ein kleiner Obstsalat und ein frisch gepresster Orangensaft. Eigentlich möchte ich Rührei mit Speck, das gibt’s aber nicht. Dann muss die Option mit Tomaten und Kräutern herhalten. Für ein alkoholisches Frühstück haben die Kölner auch Sekt im Angebot. Vielleicht hilft das gegen den Kater? Eine Mini-Flasche Prosecco landet im Warenkorb.

Als der Blick auf die Rechnung fällt, ist das alles nicht mehr lustig: stolze 24,30 Euro kostet uns das Frühstück. Zu erwarten, dass ein geliefertes Frühstück genauso viel kostet wie ein selbst zubereitetes, ist zu viel verlangt. Doch die Preise des im September 2015 gestarteten Startups sind meiner Meinung nach hoch.

Eine halbe Avocado kostet zum Beispiel zwei Euro – dafür würde ich nicht mal im Supermarkt eine ganze kaufen. Ein Mehrkornbrötchen kostet ein Euro, das normale Brötchen 40 Cent. Zum Vergleich: Beim Bäcker um die Ecke gibt es fünf Brötchen für einen Euro, ein Körnerbrötchen kostet circa 50 Cent. Hinzu kommt, dass der Service erst mit einer kostenlosen Lieferung ab einem Bestellwert von 15 Euro wirbt, in einem Teil des Liefergebietes liegt dieser sogar bei 24 Euro.

Die Lieferung braucht lange

Ich schicke die Bestellung ab und warte. Eine Bestätigung kommt prompt per E-Mail, ich habe die Bezahlung in bar beim Lieferanten gewählt. Eine andere Option wäre, per PayPal zu bezahlen. Eine halbe Stunde soll die Lieferung in der Regel dauern. Doch schon auf der Seite wird gewarnt: „Außergewöhnlich hohes Verkehrsaufkommen oder sonstige Faktoren“ können dazu führen, dass es länger dauert.

Eine halbe Stunde später schau ich nervös auf die Uhr. Ich hab Hunger. Doch von meinem Frühstück fehlt jede Spur. Eine dreiviertel Stunde später ist noch immer niemand in Sicht. Ich trinke noch mehr Kaffee und überlege, Schokolade zu essen. Eine Stunde und elf Minuten später klingelt es endlich an der Haustür – begleitet vom aufgeregten Schrei meiner mittlerweile hellwachen Mitbewohnerin: „Frühstück ist da!“. Jetzt muss ich mich doch aus dem Bett bewegen.

Die Lieferantin überreicht mir eine große und eine kleinere Box. In der kleineren Schale befindet sich eine spärliche Portion Rührei, sie ist lauwarm. In der großen Box ist der Rest – auch die Prosecco-Flasche ist drin. Gekühlt.

Ich hatte gehofft, dass die Portionen groß sind. Sind sie aber leider nicht, für zwei Personen ist es wenig. Der Obstsalat besteht aus zwei Trauben, einigen Stücken Melone und einer klein geschnittenen Erdbeere. Auch die Käseplatte mit jeweils zwei Scheiben Trüffelkäse, Brie und Rose Tête de Moine ist für knapp sechs Euro nicht überladen. Vielleicht zahlt man für den Teller aus Palmblätter mit? Das Essen ist jedoch durchweg lecker, der selbstgemachte Kräuterquark und der Superfood-Joghurt schmecken auch. Die Brötchen sehen frisch und knusprig aus, nach nur kurzer Zeit sind sie jedoch etwas zäh.

Das Fazit

Das Essen schmeckt. Frühstück nach Hause liefern lassen ist gemütlich – auch wenn über eine Stunde eine lange Wartezeit ist. Die Preise sind jedoch hoch, wenn man die Portionen bedenkt. Oft werde ich mir das nicht gönnen. Sollten sich die Preise senken, würde ich den Service wahrscheinlich noch einmal ausprobieren. Bald werde ich sicher wieder am Sonntag vor einem leeren Kühlschrank stehen.

So sieht die Lieferung von EarlyTaste in Bildern aus:

Frühstückslieferdienst EarlyTaste im Test

Bilder: Kim Richters / Gründerszene