Die Künstlerin Harriet Fawcett beschäftigt sich mit der „dysfunktionalen Beziehung“ des Menschen zu seiner Nahrung.

Die Zahlen sind eindrucksvoll. Und auch ein bisschen beängstigend. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen wird die Gesamtbevölkerung der Erde 2050 um 34 Prozent auf etwa 9,7 Milliarden und die ältere Bevölkerung ab 60 Jahren um 56 Prozent auf etwa 200 Millionen anwachsen. Wie sollen diese Menschenmassen ernährt werden? Zwar ist es gelungen, immer mehr Menschen weltweit zu ernähren und den Hunger in Teilen zu bekämpfen, aber es ist leider eine Tatsache, dass wir uns angesichts der schnell wachsenden Bevölkerung etwas ausdenken müssen. Schnell. Sonst drohen mit Blick auf die oben erwähnten Wachstumszahlen Versorgungsengpässe. Insbesondere bei der Versorgung mit tierischem Eiweiß, weil wir Menschen ziemlich gerne Fleisch essen.

Kann Digitaltechnologie ein Schlüssel zur Lösung der Probleme sein? Kann Blockchain eine Rolle spielen, wenn es um die Nahrungsmittelversorgung der Weltbevölkerung geht? Das AgriTech & Food Science Project (ATFS) meint „Ja“. Es bezeichnet seine Idee als eine „allumfassende Lösung“ für den weltweit wachsende Nahrungsmittelbedarf und will relevante technologische Fortschritte für Agrikultur weltweit liefern. Ein großer Anspruch. ATFS hat dafür einen Plan für drei zentrale Herausforderungen der Lebensmittelbranche entwickelt.

Smart Farming für effektivere Landwirtschaft

Das sogenannte Smart Farming 2.0 ist die intelligente Farm der Zukunft. Sie soll ein „umfassendes Lernvermögen“ besitzen, um eine höhere Produktivität zu gewährleisten. Die Farm kontrolliert selbstständig die richtige Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung, Kohlendioxid und Bewässerung einer Pflanzenzuchtanlage, indem sie IoT-Technologie, Sensoren und Analysesoftware mit vernetzter Umgebung verwendet. Smart Farming soll eine proaktive Vorhersage, Echtzeit-Reaktion und situationsspezifische Simulation rund um die Uhr erreichen.

Auch bei der Verteilung der Nahrung will man neue Wege aufzeigen. Das derzeitige agrarwirtschaftliche Vertriebssystem sei „eine Ansammlung kostspieliger Ineffizienzen“, sagen die Macher von ATFS. Schuld daran seien die vielen Zwischenhändler. Die neue, auf der Blockchain-Technologie basierende disruptive, dezentralisierte Plattform setze dagegen „einen neuen Standard im agrarwirtschaftlichen Vertrieb“, heißt es weiter.

Die Nahrungsmittel-Blockchain soll den Ursprungsort des Produkts, seinen Produzenten, seine Region und geschäftliche Bewegungen speichern und so die Belohnung von Produzenten mit höherer Transparenz und rückverfolgbare, verifizierte Angaben für die Verbraucher ermöglichen. Die Ineffizienz der Verteilung soll durch die direkte Verbindung der Marktteilnehmer eliminiert werden. Die sogenannte „Disruptive Decentralized Platform“ soll eine einfach zu bedienende Plattform mit komfortablem Zugriff werden, die jederzeit und überall auf Apps und Web läuft. Das Payment dieser Plattform soll auf der Blockchain von Bitcoin, Ethereum und mit Altcoins sowie Fiat-Währungen betrieben werden.

Jetzt sollen 68 Millionen Euro per ICO eingesammelt werden

Außerdem erforscht das Projekt derzeit die Erforschung und Entwicklung pflanzlich basierter Fleischsorten in der asiatischen Küche. Pflanzliches Fleisch könnte die Proteinalternative der Zukunft und die Lösung für das weltweit anstehende Problem der Fleischknappheit werden, heißt es. Das AFTS-Projekt zielt zunächst darauf ab, Fleischsorten einzuführen, die dem asiatischen Raum und der asiatischen Kultur entsprechen. Das Sortiment an pflanzlichem Fleisch soll dann später auf den Rest der Welt ausgedehnt werden. Das pflanzliche Fleisch basiert auf Biotechnologie und synthetischer Biologie. Später soll es dann möglich sein, es durch Technologien, die aus Smart-Farm-Betrieben stammen, zu produzieren.

Das AgriTech & Food Science Project bezeichnet sich als die weltweit erste dezentralisierte Initiative, die auf Ethereum-Blockchain und Smart Contracts basiert und Industrie 4.0 mit Kryptowährung verbindet. Damit Bewegung und vor allem viel Geld in die Sache kommt, versucht es das Projekt mit einem ICO. Wie so viele andere Projekte, die gerade gestartet werden. Der Token-Verkauf läuft bis zum 9. Februar 2018 und soll die drei Aufgaben des Projektes finanzieren: Smart Farm 2.0, eine disruptive dezentralisierte Plattform und pflanzlich basiertes Fleisch.

Mit dem ICO sollen insgesamt 62.500 Ether eingenommen werden. Das wären beim jetzigen Kurs ungefähr 68 Millionen Euro. Das vor allem aus Südkorea stammende Team des Projektes besteht laut Website aus Mitgliedern großer Finanzinstitute und VC-Fonds wie KB und Benex, globalen Unternehmensberatungsgesellschaften wie IBM, EY und KPMG sowie Blockchain-Entwicklern, globalen Strategieberatern und Bio-Experten. Noch genauere Informationen gibt es im umfangreichen Whitepaper.

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