Noch werden Rühreier so zubereitet. Das Valley-Startup Hampton Creek möchte sie eifrei auf den Teller bringen

Wer vegan leben möchte, muss auf vieles verzichten. Zumindest in einigen Cafés und Restaurants in San Francisco können sich Veganer jetzt guten Gewissens für einen Frühstücksklassiker entscheiden: Rührei. Die erste vegane Ei-Alternative des US-Startups Hampton Creek ist dort seit vergangener Woche erhältlich. Es kommt ohne tierische Inhaltsstoffe aus, besteht stattdessen unter anderem aus Mungobohnen. Die Hülsenfrüchte gelten als besonders eiweißreich und sind vor allem in der asiatischen Küche verbreitet.

Nach Angaben des Unternehmens werden für die Herstellung der gelben Masse weniger Wasser und weniger CO2 benötigt als bei Rührei mit Hühnereiern. Im kommenden Jahr soll es das Fake-Rührei namens Just Scramble auch außerhalb von San Francisco geben.

Nach der Einführung von Just Scramble kann das Startup nun wohl endlich wieder aufatmen. Denn: Auf einen echten Ei-Ersatz hatten die US-amerikanischen Verbraucher seit dem Launch der eifreien Mayonnaise Just Mayo von Hampton Creek vier Jahre lang warten müssen. Und dann machte die Firma in den vergangenen Monaten auch noch vor allem durch Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam. So nahm der US-Einzelhändler Target im Juni dieses Jahres sämtliche Produkte des Startups aus dem Sortiment, nachdem Bedenken gegen die Sicherheit der Artikel und Kritik an der Kennzeichnung geäußert worden waren. Eine Untersuchung der US-Lebensmittelaufsicht FDA konnte die Vorwürfe allerdings nicht bestätigen. Andere Händler wie Walmart oder Whole Foods vertreiben die Marke, zu der etwa auch eifreie Kekse und Dressings gehören, weiterhin.

Vor Kurzem verließ zudem fast die gesamte Geschäftsführung das Unternehmen – nur CEO Joshua Tetrick blieb. Dem Gründer zufolge war das ein Weg, um den Mitarbeitern mehr Spielräume bei ihrer Arbeit zu geben. Einen weiteren Makel in der kurzen Firmengeschichte hinterließ im letzten Jahr ein Bloomberg-Bericht, der dem Startup vorwarf, die Verkaufszahlen seiner Produkte selbst künstlich nach oben zu schrauben.

Eine Reihe namhafter Geldgeber

Unabhängig davon findet das eigentliche Ziel von Hampton Creek, Alternativen für ansonsten tierische Lebensmittel zu entwickeln, viele Anhänger. Bill Gates erwähnte das Startup in einem Blogbeitrag. Bekannte Tech-Persönlichkeiten wie Salesforce-CEO Marc Benioff oder Yahoo-Mitgründer Jerry Yang und Venture-Capital-Firmen wie Peter Thiels Founders Fund haben in Hampton Creek investiert – insgesamt seit der Gründung im Jahr 2011 über 220 Millionen US-Dollar. Trotz aller Kritik ist das Ei-Startup damit sehr wertvoll: Die Unternehmensbewertung liegt bei 1,1 Milliarden US-Dollar. Im Zuge der Einführung des Fake-Rühreis kündigte das Unternehmen außerdem eine neue Finanzierung in nicht kommunizierter Höhe durch Radicle Impact und Blue Horizon an. 

Hampton Creek experimentiert auch mit pflanzlichen Alternativen zu anderen tierischen Lebensmitteln: Im Sommer kündigte das Unternehmen beispielsweise an, im Labor gezüchtetes, tierfreies Fleisch herausbringen zu wollen. Lebensmitteltechnologen arbeiten dafür mit Köchen zusammen und nutzen nach Angaben von Gründer Tetrick etwa Machine Learning oder Künstliche Intelligenz, um neue Produkte zu entwickeln und bestehende zu verbessern. Der Unternehmer sieht Hampton Creek daher nicht als Lebensmittelunternehmen. Schon kurz nach der Markteinführung der veganen Mayonnaise zitiert die USA Today den heute 37-Jährigen: „We’re a tech company that happens to be working with food.“

Starkoch José Andrés ist vom Fake-Rührei schon mal begeistert:

Bild: Getty Images/Willie B. Thomas