Geraldine Duprel arbeitet sei drei Jahren für Foodora.
Geraldine Duprel arbeitet sei drei Jahren für Foodora.

„Der Zustand unserer Fahrräder ist nicht nur ein Risiko für uns selbst, sondern auch für andere im Straßenverkehr. Ich wette, es gibt heute einige unter uns, die ihre Fahrräder aufgrund ihrer Arbeit für Foodora komplett auf den Schrotthaufen werfen könnten. Wir wollen Unterstützung, bevor es zu spät ist“, ruft Geraldine Duprel vor dem Delivery-Hero-Headquarter in Berlin-Mitte lauthals ins Mikrofon. Die 27-Jährige ist mit drei Jahren bei Foodora eine der erfahrensten Fahrerinnen Berlins. Außer ihr sind dort am Mittwochnachmittag rund 25 weitere Foodora- und Deliveroo-Fahrer versammelt, um für ihre Forderungen einzustehen: die volle Übernahme der Reparaturen an ihren eigenen Fahrrädern, mehr Lohn und eine bessere Organisation der Schichtendienste. 

Update vom 25. Januar 2018: Nach Informationen des Wirtschaftsmagazins Bilanz planen die Fahrradkuriere von Deliveroo, einen Betriebsrat in Köln zu gründen. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) bestätigte dies und wolle die Wahl Mitte Februar mitorganisieren, heißt es.

Im August vergangenen Jahres sei die Verhandlung mit Foodora gestartet, erzählt uns Georgia Palmer von FAU Berlin, der freien Arbeiterinnen-und-Arbeiter-Union Berlin. Deliveroo habe sich von Anfang an von den Verhandlungen zurückgezogen. Foodora habe die Verhandlungen über Monate hinweg herausgezögert. Anfang November verkündete Foodora dann, dass sie zumindest einer ihrer Forderungen nachkommen werden: der Kostendeckung der Fahrradreparaturen.

Pro Kilometer gibt es nur fünf Cent

Georgia Palmer (rechts) ist sich sicher: „Aufgeben werden wir nicht.“

Was das konkret heißt, teilte Foodora ihren Fahrern am Dienstag, einen Tag vor der Demonstration mit: Ab Februar erhalten sie pro Stunde eine Gutschrift von 25 Cent bei einem von Foodora gewählten Reparaturservice, LiveCycle. Heißt: ein Vollzeitfahrer, der 40 Stunden pro Woche für Foodora Essen ausliefert, erhält am Ende des Monats ein Guthaben von bis zu 42 Euro.

„Wir sind sehr froh, die von uns angestrebte Kooperation mit LiveCycle von nun an all unseren Fahrern zugute kommen zu lassen und sie so effektiv bei der Instandhaltung oder auch Reparatur ihrer Fahrräder zu unterstützen“, sagt Vincent Pfeifer, Pressesprecher von Foodora Deutschland.

Effektiv findet das Palmer allerdings nicht: „Das reicht vorne und hinten nicht. Pro Kilometer sind das umgerechnet lediglich fünf Cent. Damit lässt sich höchstens mal ein Schlauch austauschen. Das Guthaben liegt weit unter unseren geforderten 35 Cent pro Kilometer.“ Immerhin lasse sich das Guthaben über mehrere Monate hinweg ansammeln, so Palmer weiter. Das sei ihnen anfangs nicht zugesichert worden.

Ein Streik ist nicht ausgeschlossen

Wenn man sich in den Pulk von Fahrradfahrern in pinker Foodora-Jacke und türkiser Deliveroo-Uniform umhört, scheinen die Forderungen unumgänglich zu sein. Insbesondere die Organisation der Schichtendienste sei bei Deliveroo eine Katastrophe, erzählt uns eine Fahrerin, die anonym bleiben will. Deliveroo bezahlt die Fahrer auf selbständiger Basis und zahlt ihnen pro Lieferung fünf Euro. In letzter Zeit komme es immer häufiger vor, so die Fahrerin, dass zu viele Fahrer für eine Schicht eingeteilt werden und dafür zu wenige Lieferungen eintreffen. In diesem Fall fällt für sie am Ende meist nicht mehr als fünf Euro pro Stunde ab.

Sie werden weiterhin auf beide Unternehmen Druck aufbauen, da ist sich Palmer sicher. Parallel dazu würden sie an einer Online-Tarifkommission arbeiten, bei der sich alle Fahrerinnen registrieren und ihre Forderungen auflisten können, erzählt sie weiter. „Das könnte ein nächster Schritt sein in Richtung erste offizielle Tarifverhandlungen. Sollten sie sich dabei querstellen, ist ein Streik nicht ausgeschlossen.“

Rund 25 Fahrer von Foodora und Deliveroo demonstrierten am Mittwochnachmittag vor der Zentrale von Delivery Hero.
Rund 25 Fahrer von Foodora und Deliveroo demonstrierten am Mittwochnachmittag vor der Zentrale von Delivery Hero.

Bild: Chris Marxen/headshots-berlin.de