Amidori-Gründer Friedrich Büse
Amidori-Gründer Friedrich Büse

Eine Frau beißt in ein paniertes Stück Fleisch. „Hähnchen?“ fragt sie. Doch das, was die Testperson in einem Videobeitrag des Bayrischen Rundfunks isst, ist kein tierisches Produkt – es sind Erbsen. Auf Facebook wurde dieser zweieinhalb Minuten lange Beitrag 13.941 Mal geteilt, darunter von reichweitenstarken Kanälen wie dem der Tagesschau. Viel Aufmerksamkeit für einen Erbsen-Nugget – und das bamberger Startup Amidori, das ihn produziert hat.

25.000 Besucher statt normalerweise 150 habe man in den Tagen nach Veröffentlichung des Videos auf der Website gezählt, sagt Christian Kraus, Pressesprecher des Fleischersatz-Startups. Die zwei Märkte, in denen die Amidori-Produkte zu diesem Zeitpunkt erhältlich waren – ein Edeka in Hamburg und ein Rewe in Stegaurach – wären schnell ausverkauft gewesen. Das große Interesse überrascht angesichts des erst im Herbst verkündeten Ende des Hypes um Fleischersatzprodukte.

Auf den Biss kommt es an

Kraus glaubt, die Amidori-Produkte kämen bei Kunden so gut an, weil ihre Konsistenz der von Fleisch stark ähnele. „Uns geht es um den hundertprozentigen Biss“, sagt er. Esse man beispielsweise Tofu, sei das „ein ganz anderes Mundgefühl“ als beim Fleischverzehr. Die Textur des Erbsen-Produktes sei dagegen vergleichbar mit der von Hühnerfleisch.

Hinter dieser Konsistenz stecken sieben Jahre Forschung des Amidori-Gründers Friedrich Büse – einem gelernten Metzger. Er hat gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut ein Verfahren entwickelt, das aus Erbsen eine proteinreiche, feste Masse macht. Das Verfahren sei geheim, sagt Kraus. In einer Mitteilung des Startups ist es allerdings zumindest umrissen: Zunächst werden die Proteine aus den Erbsen extrahiert, anschließend wird ihnen mittels Hitze und Druck Textur gegeben. Den daraus entstehenden Grundstoff gibt es bei Amidori derzeit etwa als Hackfleisch, Nuggets oder Pulled Pork geformt und mit verschiedenen Gewürzen verfeinert. Die 250-Gramm-Packung kostet 3,98 Euro. Amidori ist dabei nicht das einzige Unternehmen, das Erbsenprotein als Ersatzprodukt entdeckt hat. Dass darin ein Potential gesehen wird, zeigt auch der Milchersatz-Produzent Ripple Foods aus den USA, der kürzlich 65 Millionen Dollar eingesammelt hat.  

Die Zielgruppe: Nicht nur Fleischverweigerer

Amidori verzichtet auf Zusatzstoffe. Als Zielgruppe nennt Kraus nicht nur Veganer, Vegetarier und Flexitarier, sondern auch „Fleischesser, die auf bewusste und gesunde Ernährung achten“. Das Rohprodukt enthalte pro 100 Gramm 33 Gramm Eiweiß und sei damit „klar vergleichbar“ mit Fleisch. Das mag für die Nährstoffe gelten – für den Geschmack allerdings nicht. Den versuche Amidori aber auch gar nicht erst zu adaptieren, sagt Kraus.

Derzeit vertreibt das Startup seine Produkte neben den beiden Supermärkten über fünf Foodtrucks. Dort gibt es dann etwa Spaghetti Bolognese, Thai Curry oder BBQ-Burger aus Erbsen-Ersatzfleisch. In diesem Jahr soll die Foodtruck-Flotte wachsen und auf Europa-Tournee gehen. Außerdem soll der Vertrieb im Einzelhandel deutschlandweit ausgerollt werden. „Der glückliche Zufall mit dem Videobeitrag wird das jetzt natürlich beschleunigen“, sagt Kraus.

Auch das B2B-Geschäft wolle man ausbauen. Derzeit verkaufe Amidori seine Produkte unter anderem an einen Lebensmittelkonzern in Skandinavien – Näheres möchte Kraus nicht verraten. Ein weiteres Ziel: Die Produktpalette soll wesentlich größer werden. In naher Zukunft könnte es dann auch Milch- oder Käse-Ersatz von Amidori geben. „Wir wollen eine ganz neue Lebensmittelkategorie schaffen“, so Kraus.

Bild: Amidori